Als letzten Frühling Christian Erne von der Ebenalp über das Hoch Ybrig nach Adelboden geflogen ist, war die Idee geboren um von Einsiedeln nach Interlaken zu fliegen. Von der Luftlinie sind es lediglich knapp 90 Kilometer. Die Strecke aber an sich, hält einige Knacknüsse bereit um nach Interlaken zu kommen.
Am letzten Samstag den 1. Juni schien es dann, der perfekte Tag, um mein Vorhaben zu realisieren. Leichte Bisenlage, mit Wind aus nördlicher Richtung in den höheren Lagen und guter Thermik, versprachen ideale Bedingungen. Der Start musste natürlich von unserem Clubfluggebiet dem Tritt erfolgen.
Am Tritt waren dann die Bedingungen ideal. Schöner Aufwind und Kumuli über dem Ybrig bestätigten die guten Prognosen. Als die Ersten gestartet waren und es aber nicht wirklich funktionierte, kam mir die Frage auf, was los sei! Wenig später startete ich um viertel nach Zwölf. Man konnte mühelos in der Luft bleiben aber die Thermik endete immer auf 1600 Meter. Mit dieser Höhe geht einfach nichts!
Nach einer Stunde Soaren und probieren eine anständige Arbeitshöhe zu erzielen, reisste mir der Geduldsfaden und ich flog zum Euthal. Dort war genug Ostwind vorhanden, das machte die Sache sportlich. Aber da die Thermik gut war, konnte ich trotzdem schnell aufdrehen um an die Hirschfluh zu fliegen. Dann ging es tief weiter Richtung Weglosen, wo ich im Talwind aufsoaren konnte. Die bisherige Strecke kenne ich sehr gut und bin sie schon öfters abgesoart! Auf Höhe des Adlerhorst bin ich zum Tumbler gequert, welcher super funktionierte. Mit 4- 5 Meter in der Sekunde katapultierte es mich an die Basis. Zweihundert Meter über der Hangkante, war der Ostwind gut zu spüren, was die Angelegenheit turbulent machte. Ich konnte dennoch zum ersten mal an die Basis aufdrehen! Danach ging der Flug weiter Richtung Roggenstock, dort stand aber der Hausschluch nicht und so flog ich weiter Richtung Laucherenstöckli. Dort konnte ich mir die nötige Höhe erarbeiten um weiter Richtung Schijen zu fliegen. Dort stand ein super Bart, welcher mich wieder Rasch an die Basis brachte. Ich entschloss mich dann auch gleich die Talseite zu wechseln um weiter Richtung Klingenstock zu fliegen. In der Talmitte kreuzte ich, mit zwei Adlern also musste ich wohl am richtigen Ort sein ;). Die Südseite vom Klingenstock funktionierte sehr zuverlässig, aber auch hier machte der Ostwind die Sache nicht angenehmer. Weiter ging es zum Fronalpstock. Ich tankte nochmals Höhe, um trocken über den Vierwaldstättersee zu kommen.

Dank der ausreichenden Höhe kam ich über dem Bauen an, und flog direkt zum Oberbauenstock, welcher aber nicht richtig funktionierte. Über der Klewenalp sah ich dann zwei weitere Gleitschirme an die Basis aufzudrehen. Also nichts wie hin! Von da an ging es sehr entspannt und mit guter Thermik Richtung Dürrenboden, Melchtal und zum Güpfi vor dem Brünig Pass. Dort drehte ich nochmals voll an die Basis und querte auf die andere Talseite zur Rossflue . Dort war die Thermik bereits nicht mehr so stark. Also drehte ich so gut es noch ging auf und flog entlang der Hangkante Richtung Brienzer Rothorn. Als ich ums Eck kam, sah ich, dass mein Weiterflug durch einen Hügel vor Habkern versperrt war… Also flog ich in die Talmitte und hoffte über einer Kuppe auf die rettende Thermik. Die fand ich dann auch und mit jedem Kreis konnte man Interlaken ein bisschen besser sehen! Bis mir die Höhe schlussendlich reichte, um einen Finalglide auf den Landeplatz Lehn zu machen. Um zwanzig nach sechs landete ich zufrieden, mein Ziel erreicht zu haben, in Interlaken.

Schnell zusammenpacken und ab nach Hause! Der nächste Tag sollte auch vielversprechend sein. Der heutige Flug dauerte etwas mehr als sechs Stunden. Mit 102 geernteten Kilometer und einer Durchnittsgeschwindigkeit von 17.5km/h. Ohne die erste Stunde soaren, komme ich auf einen Schnitt von 21.3km/h. Eine coole Sache, eine so weite Strecke von meinem «Übungshoger» zu fliegen. Und zudem auch ein wunderbares Gefühl sein lang- ersehntes Ziel zu erreichen… :)
Hier noch eine Veranschaulichung der geflogenen Strecke…