Vol Biv Fiesch – Breithorn – Finsteraarhorn – Interlaken
Mitte September waren die Temperaturen noch sommerlich warm und die Thermik nach wie vor gut. Deshalb nutzte ich die guten Bedingungen um nochmals ein Vol Biv, in den Walliser Bergen zu machen.
Tag 1 12.9.2020
An diesem Wochenende nahm ich mir die Zeit, tiefer in die Berge und Gletscher hineinzufliegen und fernab der «Autobahnen» die Bergwelt auszukundschaften. Dadurch das ich Zelt, Schlafsack, Essen und Wasser dabei hatte gab, dass mir die Flexibilität, fast überall die Nacht zu verbringen. Im besten Fall ist mein Schlafplatz, auch direkt mein nächster Startplatz!
Am Morgen des 12. September fuhr ich mit dem Zug nach Fiesch und dann mit der Gondelbahn zur Fiescheralp. Es war jedoch relativ schattig am Startplatz aufgrund der grösseren Kumuluswolken. Ebenso war die Thermikentwicklung dadurch gestört.
Um gut halb eins startete ich mit ein paar anderen Piloten. Durch die Abschattungen brauchte ich relativ lange um über das Eggishorn zu kommen. Da Entschied ich mich, dass erste mal Richtung Strahlhorn zu fliegen. Aufgrund der tiefen Basis folgte ich der Rippe, bis Sie dann in den Wolken verschwand. Danach wendete ich und querte das Fieschertal, direkt zum Risihorn. Weiter gings dann klassisch das Goms hoch, jedoch auf der «high mountain line» weiter hinten. Vor dem Grimsel gibt es einige See`en, dort überlegte ich mir die Nacht zu verbringen. Da es aber erst früher Nachmittag war, beschloss ich weiter zu Fliegen. Ich drehte wieder um und legte auf dem Rückweg noch eine Soaringsession am Galmihorn ein mit einem fantastischen Ausblich auf das Finsteraarhorn und Fieschergletscher. Zurück beim Eggishorn war es deutlich einfacher Thermik zu finden und die Basis war jetzt auf fast 3400 Meter. Dort drehte ich nochmals voll auf und querte auf die andere Talseite zum Breithorn. Über dem Breithorn hielt ich Ausschau nach einem geeigneten Schlafplatz und Wasser. Ich entschied mich für eine Toplandung und die Nacht dort, auf gut 2500 Metern zu verbringen.
Nach der Landung packte ich meinen Gleitschirm zusammen und schlug mein Nachtlager auf. Nach dem Abendessen, machte ich mich auf die Suche nach Wasser. Wie sich aber leider herausstellte waren alle Bächli ausgetrocknet und auch bei der nahegelegen Alp war nur grünes Wasser in einer Badewanne zu finden. Bei der untergehenden Sonne, genoss ich einen warmen Tee, welcher ich mit den letzten Tropfen Wasser zubereitet hatte. Danach legte ich mich in mein Zelt und schlief bei der wunderbaren Stille zügig ein…
Tag 2 13.9.2020
Um gut 8 Uhr wachte ich am nächsten Morgen auf. Beim öffnen des Zeltes, wurde ich beinahe Nass, da sich auf der Aussenseite des Zeltes Tau befand. Da kam mir die Idee den Tau aufzusammeln und zu filtern. Dabei konnte ich genug Wasser für mein Frühstück und für den Flug gewinnen. Danach packte ich mein Zelt zusammen und machte mich bereit für den Weiterflug.
Um halb 12 startete ich auf der Südseite des Breithorn`s. Im moderaten Südwind konnte ich aufsoaren und danach in der Thermik aufdrehen. Die Thermik wurde aber relativ stark verblasen. Als ich genügend Höhe für die Talquerung hatte, machte ich mich auf dem Weg zur Fiescheralp. Der Startplatz war schon von weitem zu sehen, da fast alle Startflächen mit dutzenden Schirmen ausgelegt waren. Schön, dass ich heute meinen Startplatz nur mit einem Wanderer teilen musste… :)
Dort war die Thermik sehr zuverlässig und es ging direkt auf 3100 Meter übers Eggishorn, an die Basis. Die Sicht war perfekt und es gab nur sehr wenige/keine Wolken. So folgte ich der Meute, nach Bellwald und wählte auch heute die «high mountain line». Beim Galmihorn probierte ich so hoch wie möglich aufzudrehen, konnte aber nur um gut 50 Meter überhöhen so flog ich weiter Richtung Grimsel. Überflog den Pass, fand aber auf der anderen Seite, aufgrund des zügigen Westwindes keine Thermik. Erst über dem Rhonegletscher, in der Talmitte, fand ich eine Konvergenz, in der ich ein wenig Höhe tanken konnte. Auch beim Furka war immer noch viel Westwind und ausserordentlich Turbulent. So entschloss ich mich umzudrehen, da ich befürchtete beim Weiterflug nach Realp runtergespült zu werden. Ich umflog den Grimselpass auf der Südseite und kam auf guter Höhe unter dem Sidelhorn wieder an. Fand dort ein 3 Meter Schlauch der mich direkt wieder an die Basis brachte. Der Weiterflug, war auch hier ungewöhnlich Turbulent. Beim Löffelhorn ging es mit integrierten 5 Metern wieder an die Basis auf 3600 Meter.
So flog ich weiter zurück zum Galmihorn. Drehte da auf was ging und beschloss dann Richtung Finsteraarhorn zu fliegen. Beim Finsteraarrothorn kam ich knapp über der Abrisskante an und fand sofort einen 4 Meter Schlauch welcher mich auf knapp über 4000 Meter über Meer beförderte. Leider meldete sich hier meine Gopro ab, da der Akku leer war. Flog dann zum Finsteraarhorn weiter fand aber da keine Thermik. Beim Westausläufer des Gipfels drehten ein paar andere Gleitschirme, zu denen ich dann hinflog. Was für eine Aussicht über den Fieschergletscher, ins Berner Oberland und viele 4000 Meter Gipfel der Walliser und Berner Alpen. So flog ich nach ein paar Kreisen wieder zurück zur Gemschlicke, fand dort eine Thermik, die mich auf über 4000 Meter beförderte. So beschloss ich ich den Alpenhauptkamm ins Berner Oberland zu überqueren. Danach folgte ein langer Gleitflug, mit einem atemberaubenden Hochalpenpanorama, über Gletscher und Gipfel, wo sich warscheinlich noch nicht viele Menschen verirrt haben. Nach gut 20 Kilometern Gleitflug kam ich bei der Grindelwald First, auf Höhe des Startplatzes an, soarte dort am Reeti auf , bis mir die Höhe über den Männlichen reichte um nach Interlaken abzugleiten. Die Höhe reichte aber dann noch locker bis zum Amisbühl und wieder zurück zur Matten in Interlaken. Wo ich nach fast fünf Stunden Flug landete.
Was für ein epischer Wochenendausflug…. Denke das ist genau das faszinierende was so ein Vol Biv Ausflug ausmacht. Das man alles dabei hat was man eigentlich wirklich zum Leben braucht! So erreicht man Orte und macht Erfahrungnen wovon manche Leute ein Leben lang nur Träumen…..