Am Mittwoch den 21. Juli 2021, gelang mir ein Streckenflug von 244 Kilometern.

Die Thermik Prognosen waren gut, aber nicht sehr gut. Prognostiziert war ebenfalls Westwind, von +15 Km/h stärke. Im Unterwallis/ Südtäler waren Überentwicklungen und Gewitter gemeldet für den Abend. Deshalb machte ein Dreieck in diese Richtung wenig Sinn. Die Frage war ob ein Dreieck über die Pässe ins Graubünden und wieder zurück ins Wallis geflogen werden könnte, oder ob es doch sinnvoller wäre den Flug gegen Osten weiter fortzusetzen.

Um 10 vor 10 startete ich vom Kühboden, konnte direkt ins Salzgeb gleiten und dort die erste Thermik «erkrazen». 5 Minuten später startete ebenfalls Reto Reiser, mit ihm zusammen, konnte ich dann zum ersten mal an die Basis auf 2800 Metern aufdrehen. Das Goms hoch ging zügig, aber nicht superschnell. Den Grimselpass konnte ich ohne Mühe queren. War jedoch über Gletsch ein wenig zu hoch und konnte so nicht direkt am Abrisspunkt suchen. Da ich nichts gutes fand flog ich weiter zum Belvedere, dort sank es aber stark. Also machte ich kehrt und konnte mich tief wieder hocharbeiten. Konnte dann aber gut Höhe machen, somit war der Überflug über den Furka kein Problem mehr. Der Weiterflug hielt keine grösseren Komplikationen bereit, nach der Talquerung bei Andermatt über den Oberalppass, verlor ich etwas Zeit um die nächste starke Thermik zu finden. Bei Sedrun ging es dann wieder gut hoch. Bei Disentis drehte ich voll an die Basis auf. Eigentlich wollte ich da auf die Südseite wechseln, die Basis war aber da nur knapp über den Gipfeln. Ich entschied mich deshalb direkt nach Chur zu fliegen.

Auf der Strecke nach Flims fand ich eine gute Linie und konnte diese zügig ohne viel drehen abfliegen. Bei Flims war die Basis dann je nach Abrisspunkt verschieden hoch. Was mir und Reto sehr spektakuläre Aussichten und Spielereien mit den Wolken ermöglichte. Beim Calanda sind wir dann Regelrecht auf die Basis rubtergeflogen, konnten aber am Wolkenrand auf knapp 3000 Metern aufdrehen. Diese Höhe reichte gut, um das Rheintal über Chur zu queren. Im Schanfigg fanden wir uns in einer schwachen Inversion wieder welche uns auf 1900 Metern blockierte. Im hintersten Teil durfte ich dann 40 Minuten Strafsoaren, bis ich wieder ins obere Stockwerk aufdrehen konnte. Bei der Weissfluh war dann alles blau, weshalb ich direkt nach Süden über die Chüpfenflue flog.

Die andere Talseite sah sehr vielversprechend aus. Jedoch war am gedachten Abrisspunkt auf 2400 Metern deutlich der Talwind spürbar, was eine Gasphase im Gegenwind und anschliessendes aufsoaren im Talwind erforderte. Danach war der Überflug ins Engadin, über den Flüelapass nach Zernez kein Problem mehr. Ebenfalls im Schweizer Nationalpark sah die Luft perfekt aus. Genau so wie ich mir das immer vorgestellt hatte. Perfekt angeschienene Lärchenwälder und Geröllhalden welche von atemberaubenden «Haifisch» Berggipfeln überragt wurden, garniert mit 3/8 Cumuli mit einer Basishöhe von über 4000 Metern. Ein Traum!!! Zum Teil ging es an der Basis ordentlich zur Sache, da der Westwind hier fast mit über 25km/h mich von Thermik zu Thermik beförderte. Aber trotzdem war es Traumhaft zu Fliegen. Nach der Talquerung beim Reschensee gab die Thermikstärke jedoch deutlich ab und der Wind verblasste diese ebenfalls. Vor mir hatte ich eine atemberaubende Hochalpenkulisse, in der langsam untergehenden Sonne. Die Frage jedoch war tief sollte ich da rein Fliegen? Für einen Rekordflug hatte ich bereits zu viele Fehler gemacht und zu viel Zeit verloren. Deshalb entschied ich mich ins Vinschgau abzugleiten und dort zu Landen, weil es ein lang gehegter Traum von mir war. Traumhaft nach über 230 Kilometern ins Tal abzugleiten. Auf 2000 Metern aber erfasste mich zu meinen Staunen, der sehr zügige Talwind. Um 10 vor 8 Uhr, nach 10 Stunden Flug, landete ich an einen Hang über Naturns ein.

Nach der Landung raffte ich meinen Schirm zusammen, hingesetzt und mich für Heute abgemeldet. Nach 10 Minuten kamen drei Einheimische, zu mir gelaufen und diese haben mich gefragt ob alles in Ordnung sei. Jemand im Tal habe gesehen wie hier ein Paragleiter abgestürzt sei und sie angerufen. «Nein, bei mir ist alles in Ordnung», erwiederte ich. Dabei stellte sich heraus, dass im von Äpfelbäumen übersähten Vischgau halt selten ein Gleitschirm landete. Ebenso staunten sie nicht schlecht, als ich ihnen erkärte das ich vor 10 Stunden am grossen Aletschgletscher in der Schweiz gestartet war… :) Ebenfalls war ich Ihnen sehr dankbar, dass Sie mit mir ins Tal abgefahren sind und mir dabei halfen ein Unterkunft für die Nacht zu suchen. Um halb 10 Uhr Abends, fanden wir dann doch noch eine Unterkunft die ein Bett frei hatte. Mit einer italienischen Pizza feierte ich diesen Flug und liess das erlebte revue passieren. Am nächsten Tag nahm ich dann die 9 stündige Heimreise mit Bus und Bahn in Angriff. Was für ein Erlebnis!

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